Politische Bildung 2024

Das Ziel unserer politischen Bildungsarbeit ist es, junge Menschen zu eigenen Entscheidungen zu befähigen; sie in die Lage zu versetzen an politischen Prozessen teilzuhaben sowie notwendige gesellschaftliche Transformationen mitzugestalten. Darüber hinaus geht es darum, mit Jugendlichen gemeinsam Formen der gesellschaftlichen Partizipation jenseits gewohnter Politikverhältnisse zu erproben. Ethisch orientieren wir uns dabei an den Werten der Selbstbestimmung, Vielfalt, globalen Solidarität und Emanzipation.
Die politische Bildungsarbeit begleitet Jugendliche dabei, sich mit ihrer eigenen Persönlichkeit auseinander zu setzen und sich in der Gesellschaft zu verorten.
Wir wenden theaterpädagogische Methoden an, die die Jugendlichen bei der Auseinandersetzung mit ihren Themen unterstützen.

Wir verstehen Theaterpädagogik als eine kraftvolle Methode in der Bildungsarbeit, die über traditionelle Lehrformen hinausgeht. Ihre dynamischen Elemente bieten eine kreative Plattform, um komplexe politische Themen erlebbar zu machen und ein tiefgreifendes Verständnis sowie Engagement zu fördern. Durch Theater wird politische Bildung nicht nur zu einem intellektuellen Prozess, sondern auch zu einer emotionalen Erfahrung. Theaterspielen ermöglicht es den Jugendlichen, sich in die Perspektiven verschiedener Akteure hineinzuversetzen.

Theaterpädagogik fördert die aktive Teilnahme und den interaktiven Austausch. Die Teilnehmenden sind aktiv Beteiligte, die den Lernprozess mitgestalten. Theater bietet einen sicheren Raum für die kritische Reflexion von politischen Themen und fördert die Entwicklung von Kommunikations- und Präsentationsfähigkeiten. Und die Jugendlichen können aus sich herauskommen und selbst bestimmen, ob sie an ihre Grenzen gehen.

Im Jahr 2024 setzen wir uns mit den aktuellen multiplen Krisen dieser Welt auseinander. Inhaltliche Schwerpunkte sind Klimagerechtigkeit; die Einsamkeit junger Menschen und ihre gesellschaftliche Relevanz; Antisemitismuskritik und der Nahostkonflikt; Vielfalt und Antidiskriminierung sowie koloniale Vergangenheit.

Jugendliche und Einsamkeit

Eine Trennung, ein Umzug oder ein Auslandsaufenthalt: Umbruchphasen lassen junge Menschen die Einsamkeit mitunter stärker spüren. Einsamkeit, innere Leere, das Gefühl, überflüssig und ungeliebt zu sein: Nicht wenigen Menschen geht es so. Doch keine Altersgruppe ist hierzulande so stark davon betroffen wie die zwischen 18 und 29.

Ziel des Seminars ist die gemeinsame Erforschung des Phänomens Einsamkeit, die Entwicklung von Techniken, um mit der eigenen Einsamkeit umzugehen sowie Einsamkeit als gesellschaftspolitisches Thema einzuordnen. Neben Gesprächs- und Diskussionsrunden werden theaterpädagogische Methoden genutzt, um mit der eigenen Gefühlswelt in Kontakt zu treten und spielerisch mit ihr umzugehen. Die Beschäftigung mit dem Werk Franz Kafkas, besonders "Die Verwandlung" wird der Einstieg in die Seminare sein.

Einsamkeit wird zunehmend als gesellschaftliches und demokratiegefährdendes Problem anerkannt. Einerseits macht Einsamkeit krank, psychisch und physisch. Anderseits neigen einsame Jugendliche, laut neuen Untersuchungen, eher zu antidemokratischen und autoritären Tendenzen oder sympathisieren eher mit Verschwörungserzählungen. Was also macht Einsamkeit mit dem eigenen Wohlbefinden? Was macht Einsamkeit mit der Gesellschaft? Was für Handlungsweisen und Strategien helfen jungen Menschen gegen Einsamkeit? https://www.bildungsspiegel.de/news/verschiedenes/6162-studie-unter-einsamen-jugendlichen-sind-antidemokratische-einstellungen-verbreiteter/

Ein weiterer Punkt ist die gesellschaftliche Relevanz des Themas Einsamkeit im Kontext von Digitalisierung und Demokratie. Diese liegt darin, dass eine zunehmende soziale Isolation durch digitale Medien die Grundlage für demokratische Teilhabe erheblich beeinträchtigen kann.  Einsamkeit könnte das soziale Gefüge schwächen, indem sie Menschen von bedeutsamen sozialen Interaktionen abschneidet, was wiederum die kollektive Fähigkeit zur demokratischen Mitgestaltung und zum Dialog beeinträchtigen kann. Wenn Menschen vermehrt auf digitale Plattformen angewiesen sind, um miteinander zu kommunizieren, besteht die Gefahr, dass persönliche Begegnungen und der soziale Zusammenhalt in der Gesellschaft abnehmen.

Termine nach Absprache; 3-5 Seminartage
Kontakt: Gina Schumm,

Woher kommt der Hass?
Antisemitismuskritik verstehen und den Nahostkonflikt reflektieren

Antisemitismus ist nicht allein ein historisches Phänomen oder nur eins von bestimmten Gruppen. Es durchdringt alle gesellschaftlichen Bereiche. Seit dem brutalen Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 bestimmt der Nahostkonflikt die Medienlandschaft. Durch die sozialen Medien wird dieser Teil der jugendlichen Alltagswelt. Während Antisemitismus für viele Betroffene ein alltägliches Problem darstellt, erkennen ihn einige nicht. Andere wiederum relativieren ihn oder spielen in runter.

Die Veranstaltungsreihe ermöglicht eine engagierte Auseinandersetzung mit den komplexen Themen Antisemitismus und dem Nahostkonflikt. Sie bietet Raum für Dialog, Reflexion und Wissensaustausch, um ein tieferes Verständnis für die Hintergründe, Facetten und Zusammenhänge dieser sensiblen Themen zu schaffen.

Aufgebaut ist sie in drei Teilen: „Geschichte verstehen, Zukunft gestalten“ beleuchten wir die historischen Wurzeln des Antisemitismus und welche Auswirkungen dies auf die heutige Gesellschaft hat. In „Der Nahostkonflikt – Perspektiven und Herausforderungen“ geht es um die geschichtlichen Grundlagen des Konflikts, die verschiedenen Perspektiven heutzutage vor Ort und global. In „Antisemitismus entgegentreten – Wissen wie !?“ geht es um Handlungsmöglichkeiten, Stereotype, Antidiskriminierung und antisemitismuskritische Haltungen.

Termine nach Absprache; 3-5 Seminartage
Kontakt: Mathias Chrzan;

Alltagsrassismus

Was bedeutet eigentlich „Wir“? Und gibt es „die Anderen“ überhaupt?  

In Gesprächen über Rassismus zeigen viele auf die rechtsradikale Szene oder verweisen auf die deutsche Geschichte. Doch Rassismus ist vielschichtig und tritt in vielen Formen auf: die Abwertung und Ausgrenzung von Menschen anderer Herkunft oder Hautfarbe geschieht mitten unter uns. Alltagsrassismus ist kein Randphänomen und kann überall stattfinden: in der Schule, am Arbeitsplatz, im Straßencafé und auf jeder beliebigen Geburtstagsparty.  

Manche von uns sind selbst betroffen und manchmal sind wir es selbst, die Menschen diskriminieren, oft ohne, dass es uns bewusst ist. Wir verwenden verletzende Begriffe, grenzen aus oder haben vorgefertigte Vorstellungen von „den anderen“ im Kopf. Und auch vermeintlich neugierige oder nett gemeinte Fragen oder Komplimente können so eine Wirkung haben.  

Was Alltagsrassismus eigentlich bedeutet, wie wir damit umgehen und was wir dagegen tun können, ist Thema dieses Workshops.

Termine nach Absprache; 3-5 Seminartage

Kontakt: Mathias Chrzan;

Ein anderes Morgen ist möglich!
Perspektiven für eine zukunftsfähige Welt - Klimagerechtigkeit, Bildung für Nachhaltige Entwicklung und die Imperiale Lebensweise

Die Klimakrise stellt für viele Jugendliche eines der dringlichsten Probleme ihrer Zeit dar. Sie machen sich Sorgen um ihre Zukunft und um die des Planeten Erde; sie verspüren Klimaängste. Sie wünschen sich mehr Informationen und Bildung zu dem umfangreichen Themenkomplex. Denn längt geht es ihnen nicht nur um reinen Umweltschutz oder darum weniger Plastik zu verwenden. Sie wollen Klimagerechtigkeit. Dies umfasst neben der ökologischen Dimension auch die soziale und ökonomische Nachhaltigkeit, wie sie sich auch in den 17 Zielen für Nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen wiederfinden

Um der Breite und Komplexität ihres Ringens nach einer solidarischen, klimagerechten Welt gerecht zu werden, bieten wir verschiedene Seminarmodule an. Sie können nach Wunsch kombiniert werden, genauso wie wir individuelle thematische Zugänge – z.B. Ernährung, Mobilität, Ressourcen – setzen können. Wir erarbeiten die Themen interessensbasiert und gehen auf verschiedene Kenntnisstände der Teilnehmenden ein.

Die Module handeln von folgenden Themen: „Ungerechtes Klima - sozial-ökologische Ungleichheiten, das Märchen vom unendlichen Wachstum der Wirtschaft und Alternativen“; „Was ist schon nachhaltig? – wie unsere Lebensweise und Denkmuster eine sozial-ökologische Transformation verhindern“; „Das Schöne Leben für Alle! – von Solidarität, globaler Gerechtigkeit und sozialen Bewegungen“ sowie „Global, digital und alles wird gut? Chancen und Risiken der Digitalisierung für Klima und Alltag“.

Termine nach Absprache; 3-5 Seminartage
Kontakt: Mathias Chrzan;

Koloniale Vergangenheit
Theaterprojekt in Kooperation mit dem Edith-Russ-Haus und der Fachoberschule Gestaltung im Berufszentrum für Bildung und Gestaltung

When a Boat Becomes a Burial (Arbeitstitel)
Soloausstellung des vietnamesischen Künstlers Tuấn Andrew Nguyễn

Tuan Andrew Nguyen erforscht in seinen Arbeiten die Macht der Erinnerung und ihr politisches Potenzial. Seine Arbeit basiert auf Recherchen und dem Engagement für Gemeinschaften, deren kulturelles Gedächtnis durch Kolonialismus, Krieg und Vertreibung beschädigt oder ausgelöscht wurde. Die neue Arbeit wird sich mit dem Luf-Boot auseinandersetzen, dem größten und wohl bedeutendsten Artefakt im Berliner Humboldt-Forum.

Projektinhalte: Einführung in Koloniale Vergangenheit in Deutschland, Besuch im Humboldt Forum Berlin (Luf-Boot), Treffen mit Tuấn Andrew Nguyễn in Oldenburg, Besuch der Ausstellungseröffnung im Edith-Russ-Haus (30.10.2024)

Projektbeginn: August 2024
Präsentation im Edith-Russ-Haus während der Ausstellung

Kontakt: Gina Schumm;